Der Weg zur eigenen koordinierten Post-Fraktur-Versorgung – wie kann ein Versorgungsmodell konzeptioniert sein?

Prinzipiell entspricht eine koordinierte Post-Fraktur-Versorgung dem Konzept eines Fracture Liaison Service (FLS). Ein FLS kann in einer einzelnen Klinik oder – wie teilweise außerhalb Deutschlands  – landesweit erfolgen. Bei der Erfüllung bestimmter Vorgaben kann ein FLS (auch regional) über die „International Osteoporosis Foundation“ zertifiziert werden. In Deutschland ist dies bisher nur bei der LMU München und dem UKM Münster der Fall. Allerdings ist eine Zertifizierung nicht zwingend notwendig, um die Patientenversorgung zu verbessern. Der Aufbau eines regionalen koordinierten Post-Fraktur-Versorgungsmodells kann abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten individuell angepasst werden und ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Hier erhalten Sie einen Überblick über mögliche Konzepte sowie einzelne Bausteine des Versorgungsmodells, die individuell miteinander kombiniert werden können.

Wie gelingt der Anfang?

Bewährt hat sich beim Aufbau einer koordinierten Post-Fraktur-Versorgung zunächst der Beginn mit einigen „Basiselementen“. Eine gute Grundlage für den weiteren Ausbau des Versorgungsmodels schaffen Sie, indem Sie

  • eine informelle Vernetzung von Unfallchirurgie/Ambulanz und niedergelassenen Osteologen gewährleisten,
  • ein zunächst grobes Screening von Risikopatienten einführen (Anamnese, Indexfraktur, Verdachtsdiagnose),
  • Ihre Patienten sorgfältig über die Erkrankung, die Therapie, das angestrebte Versorgungskonzept und über die daraus erwachsenden Vorteile informieren,

  • eine informierte Arztwahl der Patienten ermöglichen und ihnen bei der Entlassung geeignete Weiterbehandler empfehlen,
  • ein gesetzlich geregeltes Entlass-Management inklusive der entsprechenden Dokumentation durchführen und,
  • regelmäßige Kontrolltermine im Sinne einer engmaschigen Überwachung der Patienten vereinbaren.

Wie kann das Versorgungsmodell weiter optimiert werden?

Sind die ersten Schritte geschafft, können Sie die koordinierte Post-Fraktur-Versorgung ausweiten. Folgende Schritte bieten sich dafür an:

  • Bauen Sie das etablierte Netzwerk über die Unfallchirurgie/Ambulanz und die niedergelassenen Osteologen hinaus aus und strukturieren Sie es. Dies kann schrittweise über die Kontaktaufnahme zu Qualitätszirkeln, Vereinen oder Ärztenetzwerken erfolgen.
  • Führen Sie ein strukturiertes Screening (Labordiagnostik, DXA-Knochendichtemessung) ein.
  • Erheben und speichern Sie umfangreichere Daten. Hierzu gehören die Daten der Patienten im Versorgungskonzept, die Nachverfolgung der Patienten über einen längeren Zeitraum sowie Daten zu Adhärenz.
  • Schließen Sie mit den Krankenkassen Verträge nach § 140 ab.
  • Ziehen Sie die Gründung eines eigenen Ärztenetzwerks in Betracht, falls die strukturierte Vernetzung mit ihren Kollegen bereits weit fortgeschritten ist – beispielsweise in Form eines Vereins oder eines Qualitätszirkels.
  • Setzen Sie einen dedizierten Fallmanager/Fallkoordinator ein, sofern die personellen und finanziellen Ressourcen Ihres Krankenhauses dies gestatten. Dies ist meist eine gut ausgebildete und speziell geschulte Kraft aus dem Pflegebereich. Eine koordinierte Post-Fraktur-Versorgung kann jedoch auch ohne Fallmanager gewinnbringend erfolgen. Durch eine digitale, zentrale Steuerung – wie eine gemeinsame Onlineplattform – können alternativ ebenfalls personelle Ressourcen eingespart werden.
  • Bauen Sie im finalen Schritt eines Versorgungsmodells ein Patientenregister auf. Hierüber können Sie unter anderem den Nutzen einer definierten Patientensteuerung belegen.

Überblick der Konzeptions-Bausteine einer koordinierten Post-Fraktur-Versorgung