Osteoporose ist eine Volkskrankheit, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken kann und auch mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist[1]. Etwa jeder dritte bis fünfte hochbetagte Patient verstirbt innerhalb des ersten Jahres nach einer Operation an den Folgen einer Hüftfraktur[2, 3]. Da die Osteoporose schleichend verläuft, wird das Risiko, nach einer ersten Fragilitätsfraktur einen weiteren Knochenbruch zu erleiden, häufig unterschätzt: Bei den meisten Frakturlokalisationen erhöht sich das Risiko für eine Folgefraktur um das Doppelte[4] – bei vertebralen Frakturen sogar um das Vierfache[4].
Folgefrakturen sind zumeist mit weiteren Krankenhausaufenthalten und Operationen verbunden. Im schlimmsten Fall werden die Patienten pflegebedürftig. In vielen Fällen könnten diese Komplikationen und eine erhöhte Patientenmortalität jedoch durch frühzeitige Präventivmaßnahmen verhindert werden. So zeigt beispielsweise eine niederländische Studie, dass eine koordinierte Post-Fraktur-Versorgung die Patientenmortalität innerhalb eines zweijährigen Follow-Ups um 35 % und die Zahl der nicht-vertebralen Frakturen um 56 % reduzieren kann[5].

Wo liegt das Problem bei der Frakturbehandlung und -prävention?

Nur wenige Osteoporosepatienten erhalten in Deutschland nach einer osteoporotischen Initialfraktur eine spezifische Therapie, die auf ihre Grunderkrankung zugeschnitten ist. Darüber hinaus fehlen zur Weiterbehandlung von Osteoporosepatienten Schnittstellen zwischen Klinik oder Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten und Osteoporosespezialisten. Die Folge: Patienten werden initial nicht richtig oder zu spät diagnostiziert, Informationen gehen im Behandlungsverlauf verloren und die Erkrankung schreitet weiter voran. Die nächste Fraktur ist also vorprogrammiert. Unfallchirurgen sprechen hier von einem „Drehtüreffekt“.

Welche Chancen bietet eine koordinierte Versorgung?

Eine Möglichkeit, diese Lücke zu schließen, bietet das Konzept der koordinierten Versorgung (international auch bekannt als „Fracture Liaison Service“, kurz FLS). Es ist darauf ausgerichtet, Frakturpatienten mit Osteoporose gezielt zu identifizieren und eine optimale (Weiter-)Behandlung zu gewährleisten. Die zentrale Position nimmt ein Fallmanager am Klinikum oder Krankenhaus ein. Er übernimmt die initiale Patientenidentifizierung und koordiniert die Kommunikation zwischen Klinikum/Krankenhaus, niedergelassenem Arzt und Osteoporosespezialisten.

Studien zeigen, dass bis zu 80 % der Folgebrüche in den ersten vier Jahren nach dem Initialbruch durch eine gezielte Osteoporosetherapie und Präventionsmaßnahmen verhindert werden können[6].

Was können Sie tun?

Obwohl der klinische Mehrwert einer koordinierten Versorgung für Osteoporosepatienten sowie ein Kosten-Nutzen-Vorteil für das Gesundheitssystem bereits in anderen Ländern gezeigt werden konnte, gibt es in Deutschland bisher keine koordinierte Versorgung nach internationalem Vorbild. Der Gesetzgeber versucht bereits, über gezielte Regelungen wie Innovationsfonds, Qualitätssicherungsrichtlinien, die elektronische Patientenakte (ePA) und gesetzliche Vorgaben zum Entlass-Management die Schnittstellenproblematik zu verbessern. Bisher sind diese Ansätze jedoch nur begrenzt erfolgreich.

Aus diesem Grund schließen sich in Deutschland Kliniken, Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte bereits in spannenden Pilotprojekten zusammen. Damit soll eine optimale Versorgung der Osteoporosepatienten gewährleistet werden. Diese Website soll Ihnen einen Überblick über das Konzept der koordinierten Versorgung nach (Initial-)Frakturen bei Osteoporosepatienten geben. Darüber hinaus erhalten Sie praktische Tipps zur Umsetzung eines eigenen koordinierten Versorgungskonzepts.

Obwohl das deutsche Gesundheitssystem grundsätzlich schon eine sehr gute Patientenversorgung bietet, lässt sich die Situation für Osteoporosepatienten über eine koordinierte Post-Fraktur-Versorgung gemeinsam noch weiter verbessern. Machen Sie heute den ersten Schritt!

  1. Nazrun AS et al. Ther Clin Risk Manag 2014; 10: 937–948.
  2. Panula J et al. BMC Musculoskelet Disord 2011; 12: 105.
  3. Schnell S et al. Geriatr Orthop Surg Rehabil 2010; 1: 6–14.
  4. Klotzbuecher CM et al. J Bone Miner Res 2000; 15: 721– 739.
  5. Huntjens KM et al. J Bone Joint Surg Am 2014; 96: e29.
  6. Lih A et al. Osteoporos Int 2011; 22: 849-858.