Von der Theorie zur Praxis – Toolbox zum Aufbau einer eigenen koordinierten Post-Fraktur-Versorgung
Eine koordinierte Post-Fraktur-Versorgung für Osteoporosepatienten kann auf vielfältige Weise umgesetzt werden und ist dabei abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten der Klinik oder der Praxis des niedergelassenen Arztes. Hier finden Sie nützliche Tools und Hinweise zur Umsetzung eines eigenen Konzepts. Dazu gehören beispielsweise Textbausteine, Checklisten und Informationen zur DVO-Leitlinie.
- Zum gesetzlich vorgeschriebenen Entlass-Management (§ 39 Abs. 1a SGB V) gehören auch eine entsprechende Patienteninformation sowie die Einwilligung des Patienten über die Weitergabe seiner Daten. Auf ihrer Homepage bietet die LMU München hierfür entsprechende Muster an.
Patienteninformationen
Einwilligung zum Entlass-Management - Informationen zu den Anlagen aus dem Rahmenvertrag nach § 39 Abs. 1a SGB V finden Sie unter dem folgenden Link: Zu den Informationen
Dieser beinhaltet unter anderem - eine Checkliste für das Entlass-Management
- eine Vorlage für den Briefkopf des Krankenhauses zur Patienteninformation zum Entlass-Management,
- eine Vorlage für die Patienteneinwilligung zum Entlass-Management und
- eine Vorlage für den Antrag auf Anschlussrehabilitation des Patienten sowie zum ärztlichen Befundbericht (inkl. Barthel- und Frühreha-Index).
Die Rolle des Fallmanagers
Im ursprünglichen Konzept des FLS übernehmen sogenannte Fallmanager (oder auch FLS-Koordinatoren/Case-Manager) die Identifizierung und das Management von Frakturpatienten mit Osteoporose. Meist sind dies qualifizierte und geschulte Mitarbeiter aus dem Pflegebereich.
Zu den Aufgaben eines Fallmanagers können beispielsweise folgende Punkte gehören:
- Sie identifizieren Osteoporosepatienten in Kliniken und Krankenhäusern.
- Sie schulen Patienten und deren Angehörige in Bezug auf die Erkrankung und klären sie über die Diagnose und Therapie auf.
- Sie übernehmen die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Sektoren der ambulanten und (teil-)stationären Versorgung sowie der Nachversorgung bei niedergelassenen Kollegen und sie agieren als Mittler zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Sozialdiensten.
- Sie unterstützen organisatorisch bei der Entlassung und Überweisung an Osteoporosespezialisten sowie an niedergelassene Kollegen mit Erfahrung in der Osteoporosetherapie.
- Sie koordinieren die Nachverfolgung des Osteoporosepatienten sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen und die Folgetherapie.
Dabei bietet der Einsatz eines Fallmanagers unter anderem folgende Vorteile:
Für den Patienten
- Der Patient erhält die bestmögliche Therapie und Information.
- Eine Krankheitsprogression und akute Zwischenfälle (Folgefrakturen) können vermieden werden.
- Das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten können verbessert werden.
Für das Gesundheitssystem
- Durch eine gezielte Therapie wird eine Unter- oder Übertherapie sowie Fehlversorgungen verhindert. Somit werden unnötige Ausgaben und Leistungen vermieden.
- Qualität, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Versorgung werden insgesamt erhöht.
Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass geschulte Fallmanager eine Schlüsselposition in der koordinierten Post-Fraktur-Versorgung einnehmen und einen echten Mehrwert für die Nachsorge von Osteoporosepatienten mit Indexfraktur bieten. Eine koordinierte Post-Fraktur-Versorgung kann jedoch auch ohne einen zentralen Fallmanager die Patientenversorgung verbessern. Es lohnt sich also, dem Konzept der koordinierten Versorgung auch dann eine Chance zu geben, wenn diese Position aufgrund von lokalen Gegebenheiten – zum Beispiel im Hinblick auf die Finanzierung und die personellen Ressourcen – nicht besetzt werden kann.
Die Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften (DVO) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose können Sie unter folgendem Link einsehen (Langfassung): Zur Leitlinie
- Informationen zur koordinierte Post-Fraktur Versorgung finden Sie ab S. 214 unter dem Thema „Einfluss von Managed-care-Modellen zur Sturzvermeidung und Diätetik auf die Kosteneinsparung“. Die DVO-Leitlinie gibt hier die Empfehlung, dass strukturierte Interventionen zur Sturzvermeidung in Form einer Post-Fraktur-Versorgung kosteneffektiv eingesetzt werden können.
- Im Abschnitt „Einfluss von Managed-care-Modellen auf die Verbesserung der Behandlungslücken bei der Osteoporose und deren Kosteneffektivität“ (S. 215) verweist der DVO darüber hinaus auf den Nutzen einer koordinierten Post-Fraktur-Versorgung zur Verbesserung der Kosteneffektivität und Patientenversorgung.
Die Gründung und der Aufbau eines Ärztenetzwerks verbessert den Informationsfluss und letztendlich nicht nur die Vernetzung unter Kollegen, sondern vor allem die Patientenversorgung. Die geknüpften Kontakte können auch über das Feld der Osteoporoseprävention hinaus genutzt werden.
- Allgemeine Informationen und Tipps zur Gründung eines Ärztenetzwerks stehen Ihnen unter folgenden Links zur Verfügung:
- Kassenärztliche Bundesvereinigung
Hier werden u. a. auch die rechtlichen Grundlagen und Rahmenvorgaben für die Anerkennung von Praxisnetzen dargestellt. - Agentur Deutscher Arztnetze
- Der Aufbau eines Ärztenetzwerks geht auch mit entsprechenden Kosten einher. Unter dem folgenden Link finden Sie Informationen zur finanziellen Förderung von Ärztenetzwerken:
Zu den Informationen
Eventuell möchten Sie ihren Patienten – vor allem bei einer initialen Osteoporosediagnose – weiteres Informationsmaterial an die Hand geben. Im Folgenden finden Sie Links, die Ihren Patienten helfen können, sich selbständig zu informieren:
https://www.warnsignal-knochenbruch.de/
https://www.osd-ev.org/osteoporose-therapie/osteoporose-bewegung-sport/
https://www.osteoporose-deutschland.de/
https://www.netzwerk-osteoporose.de/
Capture the Fracture ist ein seit 2020 bestehendes globales Programm der International Osteoporosis Foundation (IOF). Es soll der Realisierung koordinierter, multidisziplinärer Modelle zur Prävention von Sekundärfrakturen bei Osteoporose dienen.
Die primären Ziele des Programms sind
- die Qualität und Nachhaltigkeit des FLS zu verbessern,
- die Entwicklung und Einführung neuer „Capture the Fracture“ Initiativen zu fördern,
- die Anzahl der vorhandenen FLS-Modelle bis 2022 zu verdoppeln und
- die Zahl der Frakturen der Hüfte sowie vertebraler Frakturen aufgrund von Osteoporose bis 2025 um 25 % zu verringern.
Für den Anfang konzentriert sich die Initiative auf Länder im asiatisch-pazifischen Raum, Europa, Lateinamerika und den Mittleren Osten.
Aufgebaut ist das Programm auf fünf Säulen:
- Förderung der Priorisierung von Frakturprävention und das Anregen politischer Veränderungen
- Gründung internationaler/regionaler und nationaler Frakturpräventionskoalitionen
- Anbieten eines FLS-„Best Practice“-Mentorenprogramms sowie von entsprechenden Workshops
- Bereitstellung einer Plattform mit Ressourcen zur weltweiten FLS-Umsetzung
- Aufbau einer globalen, digitalen FLS-Datenbank
Koordinierte Post-Fraktur-Versorgungsmodelle können darüber hinaus nach einer Bewerbung über die IOF anerkannt werden. Sie werden dort als „Recognized Fracture Liaison Service“ geführt. In Deutschland sind bisher als einzige Kliniken die LMU München (Klinikdirektor Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker) und das UKM Münster (Abteilung für Regenerative Muskuloskelettale Medizin unter Univ.-Prof. Dr. med. Richard Stange) von der IOF zertifiziert.