Best Practise Cases
Name des Netzwerks:
Kompetenznetzwerk Osteoporose Nordrhein e. V.
Interviewpartner:
Dr. med. Christoph Eichhorn, Aachen, und Prof. Dr. med. Christopher Niedhart, Heinsberg
Ort:
Region Nordrhein (Gründung des Netzwerks in der Region Aachen-Heinsberg, danach Ausweitung auf gesamten Bezirk der KV Nordrhein)
Klinik/Praxis:
Kompetenznetzwerk (reines Facharztnetzwerk/Osteologen DVO)
Seit wann besteht das Netzwerk?
• Seit 2002 gibt es einen Qualitätszirkel.
• Die Netzwerkbildung hat im Jahr 2004 begonnen.
• Seit 2014 besteht das Kompetenznetzwerk als eingetragener Verein.
Wie viele Kliniken/Ärzte und Ärztinnen sind im Netzwerk aktiv? Wie viele Patientinnen und Patienten werden behandelt?
Stand September 2022
• Das Netzwerk besteht aus circa 100 Ärztinnen und Ärzten.
• Es sind rund 35.000 Patientinnen und Patienten in das Netzwerk eingeschrieben.
Umsetzung der koordinierten Post-Fraktur-Versorgung:

Abbildung 1: Behandlungspfad zum Vertrag zur Integrierten Versorgung von Patienten mit der Diagnose Osteoporose im Rheinland gemäß § 2 Abs. 3 Buchst. a und Abs. 4 Buchst. a. Bildquelle: Prof. Dr. med. Christopher Niedhart, Heinsberg. Kompetenznetzwerk Osteoporose Nordrhein e. V. amb.: ambulant; Beh.: Behandlung; IGV: integrierte Versorgung; KH: Krankenhaus; LL: Leitlinie; stat.: stationär; TE: Teilnahmeerklärung; Ospo: Osteoporose(diagnose); Verl.: Verlassen.
- Es handelt sich um ein Netzwerk für osteologisch spezialisierte Fachärztinnen und Fachärzten (Osteologen DVO). Diese „Kernärzte“ des Netzwerks können über die Netzwerkstruktur eine sehr spezialisierte osteologische Versorgung der Osteoporosepatientinnen und -Patienten in der Region Nordrhein sicherstellen.
- Die Netzwerkkoordination erfolgt durch ein zentrales Sekretariat (u. a. Kommunikation mit den Krankenkassen, Erreichbarkeit für alle Ärzte und Patienten).
Welche Daten werden standardmäßig dokumentiert (Auszug)?
- Die regelmäßige Ansprache und Aufklärung der Patientinnen und Patienten hinsichtlich ihrer Osteoporosetherapie wird dokumentiert.
- Das Netzwerk besitzt eine eigene Datenbank, in der die Daten der Patientinnen und Patienten regelmäßig aktualisiert werden. Die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte tragen dort unter anderem die medikamentöse Behandlung und aufgetretene Frakturen pro Quartal ein.
- Routinemäßig werden außerdem Chair-Rising-Tests durchgeführt und das Sturzrisiko der Patienten geprüft.
Besonderheiten/Highlights des Netzwerks:
- Das Netzwerk wurde professionell aufgebaut und hat im Jahr 2005 damit begonnen, Verträge mit Krankenkassen zu schließen.
- Die beteiligten Krankenkassen haben das Kompetenznetzwerk positiv bewertet. Es konnte gezeigt werden, dass die Post-Fraktur-Versorgung die Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Fragilitätsfrakturen reduzieren konnte.
- Das Netzwerk erhielt 2013 den Versorgungsforschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Digitaler Support:
- Eine digitale Datenbank ist vorhanden.
Was wir gelernt haben (Dos and Don‘ts):
- Der Start des Netzwerkaufbaus in einem kleinen Kreis/mit einer kleinen Personengruppe hat sich bewährt. Danach können die Strukturen ausgeweitet werden.
- Teamwork und Motivation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind entscheidend.
- „Geduld und Konsequenz zahlen sich aus“, berichteten Prof. Niedhart und Dr. Eichhorn im Interview.
- Nach der Netzwerkgründung ist es wichtig, mit allen Beteiligten im Dialog zu bleiben und auch auf die Einhaltung der vereinbarten Strukturen zu achten.
- Die Vergütung der Zusatzleistungen, die im Rahmen einer strukturierten Post-Fraktur-Versorgung erbracht werden, schafft wichtige Anreize für den Anschluss an ein bestehendes Netzwerk.
- Sobald es in dieser Art Netzwerk neue Vertragspartner gibt (z. B. Kliniken, Krankenkassen), ist ein Sekretariat für Rückfragen absolut sinnvoll.
Wissenschaftliche Publikationen:
Niedhart C et al. Z Orthop Unfall 2013; 151: 20–24.
Eichhorn C et al. Osteologie 2011; 20(02): 143–148
Niedhart C und Eichhorn C OUP 2013; 2: 129–131
Niedhart C und Eichhorn C Orthopädie und Unfallchirurgie, 2014; 162–163
Niedhart C et al. Deutscher Ärzte-Verlag OUP 2015; 4 (11)
Ansprechpartner/Kontakt:
Kompetenznetzwerk Osteoporose Nordrhein e.V.
Friedrich Wilhelm Platz 5–6
52062 Aachen
Tel.: +49 241 41218100
E-Mail: info@kn-osteo.de
Link zur Website des Netzwerks:
https://www.kompetenznetzwerk-osteoporose.de
Name des Netzwerks:
FLS-CARE
Interviewpartner:
Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker, München
Ort:
München und Umgebung
Klinik/Praxis:
Kliniknetzwerk: Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München sowie weitere Kliniken; Innovationsfondsprojekt „FLS-CARE“ des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)
Seit wann besteht das Netzwerk?
In das Netzwerk werden seit 2021 Patient:innen eingeschlossen.
Wie viele Kliniken/Ärzt:innen sind im Netzwerk aktiv? Wie viele Patient:innen werden behandelt?
Stand September 2022
- Das Netzwerk besteht aus unfallchirurgischen Kliniken – dies beinhaltet Universitätskliniken sowie Grund- und Regelversorger, Kliniken in Städten sowie im ländlichen Bereich.
- Es handelt sich dabei um insgesamt zehn Interventionskliniken, in denen die Patient:innen die neuen Behandlungsmethoden des Netzwerks erhalten, und um zehn Kontrollkliniken, in denen die Patient:innen eine intensivierte Standardbehandlung bekommen.
- Es werden mehr als 800 Patient:innen im Netzwerk behandelt.
Umsetzung der koordinierten Post-Fraktur-Versorgung:

Abbildung 1: FLS-CARE-System an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Bildquelle: Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker, München. FLS-CARE. DVO: Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften; FLS: Fracture Liaison Service.
- Die Kliniken haben jeweils Partner:innen im niedergelassenen Bereich.
- An allen beteiligten Krankenhäusern übernehmen sogenannte „FLS-Nurses/Osteoporosekoordinator:innen“ administrative Aufgaben und die Abstimmung der weiteren Post-Fraktur-Versorgung der Patient:innen. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Koordination der spezifischen medikamentösen Therapie, der Sturzprophylaxe und der Physiotherapie sowie die Organisation der Terminvergabe.
- Alle beteiligten Parteien des Netzwerks sowie deren Mitarbeiter:innen werden hinsichtlich der Osteoporosebehandlung und des Netzwerkstandards geschult.
- Wichtig: Auch die Patient:innen werden ausführlich über die Osteoporoseerkrankung informiert. Dabei erhalten sie geeignete Materialien, die sie zu Hause lesen können.
Welche (Patient:innen-)Daten werden standardmäßig dokumentiert (Auszug)?
- Basislabor Osteoporose
- Knochendichtemessung
- An der Schnittstelle zwischen dem stationären und dem niedergelassenen Bereich ist ein reibungsloser Übergang für Frakturpatient:innen sehr wichtig. In der Praxis kann dies jedoch eine Herausforderung sein. Deshalb sammeln die FLS-Nurses/Osteoporosekoordinator:innen gezielt Daten, um die Gründe für eine unzureichende Verzahnung dieser beiden Versorgungsbereiche zu identifizieren und Lösungsansätze zu erarbeiten.
Besonderheiten/Highlights des Netzwerks:
- Der Aufbau der Netzwerkstruktur wird vollständig durch einen Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) finanziert.
Digitaler Support:
- Das Netzwerk besitzt eine eigene digitale Plattform (zertifiziertes Medizinprodukt) zur Eingabe der (Patient:innen-)Daten. Hierauf haben sowohl die Kliniken als auch die niedergelassenen Ärzt:innen Zugriff.
Was wir gelernt haben (Dos and Don‘ts):
- Entscheidend für den Erfolg einer strukturierten Osteoporoseversorgung sind die darin eingebundenen Personen mit ihrer Motivation und ihrem Engagement – beispielsweise die „FLS-Nurses/Osteoporosekoordinator:innen“.
- Beim Aufbau eines neuen Netzwerkes sollte man mit wenigen Partner:innen in einer kleinen Struktur starten und diese im weiteren Verlauf ausbauen. Unter Umständen ist es auch sinnvoll, zunächst mit unkomplizierten Frakturen wie Radiusfrakturen zu starten und die Versorgung dieser Patient:innen als erstes im Netzwerk zu systematisieren. Im Anschluss können dann weitere Frakturen wie Hüftfrakturen implementiert werden. Also: „Think big, start small.“, so Prof. Böcker.
- Eine offene Kommunikation im Netzwerk ist entscheidend für eine gute und effektive Zusammenarbeit im Sinne der Patient:innen.
Wissenschaftliche Publikationen:
Hesse E, Böcker W et al. Unfallchirurg 2019; 122: 766–770
Geiger I et al. BMC Geriatr. 2021; 21: 43
Schray D et al. Eur J Trauma Emerg Surg. 2016; 42: 559–564
Ansprechpartner:innen/Kontakt(e):
Univ.-Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker und Prof. Dr. med. Christian Kammerlander
Muskuloskelettales Universitätszentrum München (MUM)
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
LMU Klinikum
Marchioninistraße 15
81377 München
Tel.: +49 89 4400-73500
Fax: +49 89 4400-78899
E-Mail: info@fls-care.de
Link zur Website des Netzwerks und weiterführende Informationen:
https://www.fls-care.de/
https://www.hsm.bwl.uni-muenchen.de/forschung/laufendeprojekte/fls/index.html